Die rote Königin by Victoria Aveyard

Die rote Königin by Victoria Aveyard

Autor:Victoria Aveyard
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-04-12T16:00:00+00:00


17

»Kommt nicht in Frage!«, protestiert Maven. »Sie trainiert erst seit zwei Wochen mit uns, du wirst sie zerfleischen.«

Evangelina antwortet nur mit einem Achselzucken und einem trägen, spöttischen Lächeln. Ihre Finger trommeln gegen ihren Oberschenkel, ich spüre sie förmlich wie Krallen auf meiner Haut.

»Und wennschon«, schaltet Sonya sich ein. Sie hat dasselbe Funkeln in den Augen wie ihre Großmutter. »Es sind ja Heiler in der Nähe. Da kann also gar nichts passieren. Außerdem: Wenn sie schon mit uns trainiert, dann doch, bitte schön, auch richtig.«

Da kann gar nichts passieren, hallt es spöttisch durch meinen Kopf. Außer dass mein Blut für alle sichtbar wird. Ich spüre, wie es in meinen Ohren rauscht, und mit jeder Sekunde geht mein Puls schneller. Die Arena ist in gleißend helles Licht getaucht; mein Blut wird also kaum zu verbergen sein und alle werden mich als das erkennen, was ich bin. Die Rote, die Lügnerin, die Diebin.

»Ich würde gern erst noch eine Weile zusehen, bevor ich in den Ring steige, wenn es euch nichts ausmacht«, erkläre ich und gebe mir alle Mühe, dabei wie eine Silberne zu klingen. Aber meine Stimme bebt, und Evangelina hört es natürlich.

»Hast du Angst davor zu kämpfen?«, höhnt sie und schnipst einmal lässig mit den Fingern. Daraufhin beginnt eins ihrer Messer, ein kleiner silberner Dolch, bedrohlich langsam um ihr Handgelenk zu kreisen. »Arme kleine Blitzwerferin.«

Ja!, möchte ich schreien. Ja, ich habe Angst! Aber eine Silberne würde so etwas niemals zugeben. Silberne haben ihren Stolz, ihre Stärke – und sonst nichts. »Wenn ich kämpfe, dann kämpfe ich, um zu gewinnen«, sage ich also stattdessen möglichst offensiv. »Ich bin nicht dumm, Evangelina, und noch kann ich nicht gewinnen.«

»Aber wenn du nicht im Ring trainierst, kommst du auch nicht wirklich weiter«, hakt Sonya geschickt in meine Lüge ein. »Finden Sie nicht auch, Ausbilder Arven? Wie soll sie jemals gewinnen, wenn sie es nicht mal versucht?«

Arven weiß, dass ich irgendwie anders bin, dass es einen Grund für meine Fähigkeit und meine Stärke gibt. Aber was genau das ist, kann er nicht ergründen, und ich sehe ihm an, dass er neugierig ist. Auch er würde mich gern in der Arena sehen. Meine einzigen Verbündeten, Cal und Maven, tauschen besorgte Blicke aus und fragen sich, was jetzt zu tun ist. Aber war das hier nicht zu erwarten? Hätten sie es nicht vorhersehen müssen?

Oder vielleicht war das von Anfang an der Plan. Ein tödlicher Trainingsunfall. Noch eine Lüge, die die Königin verbreiten kann, und ein passender Tod für das Mädchen, das nicht hierher gehört. Das ist eine Falle, und ich Schaf bin bereitwillig hineingetappt.

Dann ist das Spiel aus. Und alle, die ich liebe, haben verloren.

»Lady Titanos ist die Tochter eines verstorbenen Helden, und ihr habt nichts anderes im Sinn, als gegen sie zu sticheln«, knurrt Cal und wirft den Mädchen giftige Blicke zu. Aber sie lassen sich davon nicht beeindrucken; eher lachen sie über seine unbeholfene Art, mich in Schutz zu nehmen. Er mag ja ein geborener Kämpfer sein, aber wenn es darum geht, die richtigen Worte zu wählen, hat er verloren.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.